Abb.1: Teilnehmer:innen des 2. Vernetzungstreffens von jUNITE e.V. 2023 in Halberstadt
Leitthema der Veranstaltung waren die Bioinformatik und Digitalisierung in der Infektionsmedizin. Diesem Thema waren die Vorträge von Dr. Michael Schwabe (Universität Greifswald), Dr. Torsten Semmler (Robert Koch-Institut) und Prof. Dr. Andreas Dräger (Universität Tübingen) am zweiten Tag der Veranstaltung gewidmet. Herr Schwabe gab einen Überblick über bioinformatische Ansätze in der AMR Forschung, während Herr Semmler in Genomanalysen von bakteriellen Pathogenen einführte und aufzeigte, welche Erkenntnisse sich hieraus zur Evolution und Wirts-Adaptation der Pathogene ableiten lassen. Prof. Dräger stellte die Konzepte systembiologischer Modellierungen vor und erörterte welche Möglichkeiten diese beispielsweise für die Modellierung des Mikrobioms im menschlichen Atmungstrakt bieten. Alle drei Vorträge machten deutlich, wie wichtig bioinformatische und digitale Tools in der modernen Infektionsforschung sind und welche neuen Möglichkeiten sie erschließen.
In der nachfolgenden Gruppenarbeit konnten die Teilnehmer:innen anhand eines fiktiven Patientenfalls selbst erleben, welche Vorteile ein interdisziplinäres Team bei der Aufklärung eines komplexen infektionsmedizinischen Falls hat. Am Nachmittag wurden verschiedene Workshops zu Literaturrecherche in Datenbanken, Diagnostic Stewardship, Einführung in die scRNA-seq Datenanalyse, Mikrobiomanalysen und Scientific Networking angeboten. Abgerundet wurde das vielfältige Programm am zweiten Tag durch eine Vorstellung verschiedener Fachbereiche in der Infektionsmedizin.
Abb 2: Bei der Gruppenarbeit galt es im interdisziplinären Team einen komplexen infektionsmedizinischen Fall zu lösen
Abb 3: Impressionen vom Workshop Mikrobiomanalysen mit einem „Kofferlabor“
Am letzten Veranstaltungstag gab Dr. Ahmed Abd El Wahed (Universität Leipzig) wichtige Tipps zu Fördermöglichkeiten in der Infektionsmedizin, während Dr. Wiebke Düttmann-Rehnolt (Charité – Universitätsmedizin Berlin) Entwicklungen bei einem wichtigen Thema der Zukunft vorstellte: Digitial Health. Die Digitalisierung betrifft verschiedene Bereiche der Medizin, wie die Administration, die Patientenversorgung, die Lehre, Präventionsmaßnahmen und die Forschung. Sie böte zahlreiche Möglichkeiten, beispielsweise die Reduktion von Kosten und Ressourcen oder den verbesserten Austausch von Informationen und Daten für die Forschung. Dem gegenüber stünden jedoch einige Bedenken im Hinblick auf z. B. Datensicherheit und Umweltschutz (hohe Energiekosten für Server).
Zum Abschluss der Veranstaltung fand eine infektionsmedizinische Rallye durch den Tiergarten von Halberstadt statt. In interdisziplinär zusammengesetzten Gruppen mussten die Teilnehmer:innen an den unterschiedlichen Tiergehegen Fragen zu den verschiedensten Infektionskrankheiten, vom West-Nil-Fieber bis zur Afrikanischen Schweinepest, beantworten. Das Gewinnerteam hatte die Ehre, die Preise durch den Bürgermeister der Stadt Halberstadt, Daniel Szarata, persönlich entgegen nehmen zu dürfen. Der heimliche Star der Rallye war jedoch das Känguru Joey, welches als Baby aus dem Beutel seiner Mutter gefallen war und daher von einem Tierpfleger mühevoll mit der Flasche großgezogen wurde. Als Dankeschön für die Möglichkeit mit der ehrenamtlichen Unterstützung zahlreicher Tierpfleger:innen des Tiergartens die Rallye dort absolvieren zu können, übernahm jUNITE anschließend eine einjährige Patenschaft für das Känguru Joey. (Nähere Informationen zur Patenschaft)
Abb. 4: Die Tierpfleger des Tiergartens Halberstadt ermöglichten eine spannende Rallye und lieferten faszinierende Informationen zu den dort lebenden Tieren
Abb. 5: Siegerehrung durch Gewinnerteams der Rallye durch den Bürgermeister von Halberstadt
Abb. 6: Känguru Joey war der Star der infektionsmedizinischen Rallye im Halberstädter Tiergarten
Impression vom Netzwerktreffen:
“Was ist der Unterschied zwischen einem Fließgleichgewicht und einem Äquilibrium?“ - Mit dieser Frage hatte ich beim bundesweiten Netzwerktreffen für Infektionsmedizin eher nicht gerechnet. Doch das gesamte Wochenende sollte für mich zusammengefasst unter dem Motto stehen: neues Erkunden und die Unsicherheit des Unbekannten genießen in einer sehr vertrauten Umgebung.
Die Rahmenbedingungen wurden hierfür natürlich von den Organisator:innen gesetzt, aber auch die Teilnehmenden haben einen großen Beitrag geleistet, indem wir uns alle vollständig auf das Programm mit Vernetzung und gegenseitigem Lernen von Fachbereichen und Meinungen eingelassen haben. Insgesamt blicke ich auf ein sehr schönes und spannendes Wochenende zurück, das noch immer in mir nachwirkt und mich langfristig nicht nur für die Infektionsmedizin, sondern auch besonders für die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten begeistert, die sich aufgetan haben. Vielen Dank für die schöne Zeit.
Micha Banz, Student, Universitätsklinikum Jena
Die Veranstaltung konnte erfolgreich junge Menschen aus den verschiedenen Fachbereichen der Infektionsmedizin, wie der Human-/Veterinärmedizin, Pharmazie, Biologie und verwandter Fachbereiche zusammenbringen. Im Laufe der drei Tage wurde der Mehrwert eines frühen interdisziplinären Austauschs deutlich, sowie die Vorteile fächerübergreifender Netzwerke für die Karriereentwicklung in der Praxis und der Forschung. Dies zeigte sich auch in den Eindrücken der Studenten, die über ein Stipendium an der Veranstaltung teilnehmen konnten (siehe Impression vom Netzwerktreffen).
Finanzielle Unterstützung: jUNITE e.V. dankt der Joachim-Herz-Stiftung für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung
Text: Dr. Dana A. Thal (Nationale Forschungsplattform für Zoonosen)